Frank Knoche Bewerben

Bewerberkiller Online-Recruiting / Episode 3 #HR #Recruiting #Bewerber #Job #Karriere

Unternehmen sind händeringend auf der Suche nach guten Bewerbern. Employer Branding steht hoch im Kurs. Unternehmen geben sich in viralen Kampagnen modern und innovativ. Doch wie sieht die Praxis aus, wenn ein Bewerber sich wirklich für ein Unternehmen interessiert und sich auf eine ausgeschriebene Position bewirbt? Wie nutzerorientiert sind Online-Bewerbungsprozesse in Zeiten der Digitalisierung? Gibt es die 1-Klick-Bewerbung wirklich? Dr. Frank Knoche hat es ausprobiert. Mit der fiktiven Identität Max Mustermann hat er sich bei vier verschiedenen Unternehmen beworben. Eine Momentaufnahme in vier Episoden.

Episode 3: Online-Bewerbung bei einem internationalen Versicherungskonzern

Auch bei einem internationalen Versicherungskonzern bewirbt sich unser Max Mustermann im digitalen Bereich: Diesmal als „Business Consultant Digital Services (m/w)“:

Insurance Knoche Consulting

Ich klicke auf „Jetzt bewerben“, anschließend auf „Hier registrieren“. Ich werde aufgefordert „Benutzername“, „Name“, „Vorname“, „Passwort“ und „E-Mail“ in verschiedene Felder einzutragen. Wozu Benutzername, Name und Vorname? Egal. Die Kennwort-Policy wird mir angezeigt. Sehr gut. Ich bestätige die Datenschutzerklärung und klicke auf „Registrieren“. Geschafft. Ich bin drin. Es gibt 6 Schritte bis zum Absenden der Bewerbung.

Ich starte mit Schritt 1: Hier soll ich meine persönlichen Daten eingeben. Leider lassen sich die Felder im Firefox-Browser nicht füllen. Ich klicke trotzdem auf „Weiter“. Ich gelange zu Schritt 2 und werde mit einer roten Warnmeldung begrüßt:

„Bitte stellen Sie uns die noch fehlenden Angaben zur Verfügung: Bitte fügen Sie auch ein passendes Anschreiben Ihrer Bewerbung hinzu.“

Hey, liebe Versicherung, warum seid ihr so unfreundlich zu mir? In Schritt 1 gab es doch gar keine Möglichkeit ein Anschreiben hochzuladen. Erst jetzt in Schritt 2 ist das möglich. Ich lade das Anschreiben hoch und klicke auf „weiter“ und gelange zu Schritt 3.

Auch Schritt 3 begrüßt mich mit einer Meldung „Sie haben noch keine Dokumente beigefügt“. Immerhin nicht in rot. Ich lade meinen Lebenslauf hoch und klicke auf „weiter“. Schritt 4 begrüßt mich wieder mit einer roten Warnmeldung:

„Bitte stellen Sie uns noch die benötigten Informationen zum Bereich ‘Erfahrungen’ zur Verfügung!“

Hierzu gibt es vier Rubriken, in denen man etwas eintragen soll. Ein Klick auf die Rubriken bringt mich keinen Schritt weiter. Nichts passiert. Ich bin ja experimentierfreudig und entdecke irgendwann den kleinen grauen Bleistift oben rechts auf dem Screen.

Ein Klick auf den Bleistift bringt mich weiter. Ein Pulldown-Menü öffnet sich: Ich darf ein oder mehrere „Fachgebiete“ auswählen. Ich klicke auf „Information Technology“ und „Internal Consulting“ und bestätige beides mit „OK“.

Anschließend werde ich nach „Fachgebietserfahrung“ gefragt. Für was genau? „Information Technology“ oder „Internal Consulting“? Leider wird da nicht unterschieden. Was soll ich also eintragen? Ich wähle im Pull-Down-Menü einfach mal „3-5 years” aus. Weshalb dieses Pull-Down-Menü plötzlich in englischer Sprache ist, erschließt sich mir nicht.

In der Rubrik “Ausbildung” wähle ich aus dem Pulldown-Menü „no degree“ aus, da ich zwar einen IT-Abschluss habe, aber keinen in “Internal Consulting”.

In der vierten Rubrik darf ich noch meine Sprachkenntnisse ergänzen. Diesmal in Form von Checkboxen. Ich klicke auf „German“ und „English“. Das Level der Sprachkenntnisse – also “Beginner” oder “Muttersprachler” – wird nicht unterschieden. Na gut, dann klicke ich halt auch noch auf „French“. Hatte ich ja mal in der Schule. Und „Spanish“. Kenne ich aus dem Urlaub noch ein wenig. Anschließend klicke ich auf „Speichern“, dann auf „Weiter“.

Schritt 5 begrüßt mich wieder mit einer bekannten unfreundlichen roten Meldung:

„Bitte stellen Sie uns die noch fehlenden Angaben zur Verfügung: Bitte teilen Sie uns mit, wie Sie von uns bzw. dieser Stelle erfahren haben.“

Hierzu gibt es drei Unterpunkte: Ich bin mir unsicher, was ich beim ersten Punkt „Art der Bewerbung“ eintragen soll: „Advertisement“, „Internet“ oder „Online Jobboard“. Ist ja alles irgendwie Internet. Also klicke ich auf „Internet“. Ich frage mich, was die Versicherung mit diesen Informationen anfängt.

Der zweite Punkt fragt nach „Herkunft der Bewerbung“. Im Pull-Down-Menü wähle ich „Google“ aus. Auch irgendwie sinnfrei. Egal. Den dritten Punkt – es ist das Freitextfeld „Zusatzinformation“ – lasse ich frei und klicke dann zunächst auf „Speichern“ und aschließend auf „Weiter“.

Endlich bin ich in Schritt 6 angelangt und klicke auf „Absenden“. Alles in allem ein sehr nerviger Prozess mit unfreundlichen Kommentaren und sinnlosen Pull-Down-Menüs. Auch erschließt sich mir nicht, warum ich auf erst auf „Speichern“ und dann nochmal auf „Weiter“ klicken muss. Für einen internationalen Versicherungskonzern, der die besten Talente anlocken möchte, kein gutes Zeugnis. Gute Bewerber werden während dieses umständlichen und sehr zeitaufwändigen Bewerbungsprozesses aussteigen.

Vielleicht sollte ich mich doch bei einem mittelständischen Unternehmen bewerben? Morgen werde ich dies tun.

 

Alle vier Episoden zum Nachlesen:

Episode 1: Bewerbung bei einer internationalen Unternehmensberatung

Episode 2: Bewerbung bei einem internationalen Automobilzulieferer

Episode 3: Bewerbung bei einem internationalen Versicherungskonzern

Episode 4: Bewerbung im Mittelstand / Testfazit

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