Initiativbewerbungen

Executives: Finger weg von Initiativbewerbungen!

Die Zahl der Initiativbewerbungen hat nicht nur bei uns, sondern auch bei anderen Executive Search Firmen massiv zugenommen. Dies liegt unter anderem daran, dass es diverse Bücher, Seminaranbieter und Coaches gibt, die diese Methode als erfolgreich propagieren. Erfolgreich ist diese Methode in der Regel nur für die Buchautoren und Anbieter – aber in den seltensten Fällen für die Bewerberinnen und Bewerber. Die Wahrscheinlichkeit, mit einer generalistischen Initiativbewerbung zu einer neuen Position zu kommen, ist so groß wie ein Sechser im Lotto. Es ist reines Glücksspiel.

Eine Initiativbewerbung als Führungskraft ist in der Regel keine gute Idee

Initiativbewerbungen haben oft Betreffzeilen wie: „Erfolgreicher Geschäftsführer mit 20 Jahren Erfahrung sucht neue Herausforderung in General Management, Vertrieb oder Finanzen“. Die Absicht dahinter ist klar: Der Bewerber möchte sich für verschiedene Tätigkeitsbereiche interessant machen. Damit erreicht er aber genau das Gegenteil. Er ist für niemanden interessant, weil er nicht greifbar ist.

Das ist so, als würde man in den Supermarkt gehen und sagen: „Ich suche einen Brotaufstrich – entweder Butter, Margarine, einen Olivenaufstrich oder auch einen Avocadoaufstrich. Vielleicht auch Nussmus.“ Das ist nicht zielführend. Zielführend wäre: „Ich suche eine gesalzene Bio-Butter vom Bauern aus der Region“. Genauso zielführend sollten Sie bei einer Initiativbewerbung vorgehen.

Bei Initiativbewerbungen beträgt die maximale Lesedauer 8 Sekunden

Studien haben gezeigt, dass Initiativbewerbungen maximal 8 Sekunden gelesen werden. In diesen 8 Sekunden müssen Sie den Empfänger erreichen und ihn motivieren, Ihren Lebenslauf zu öffnen. Mit einer pauschalen Initiativbewerbung wird Ihnen das in der Regel nicht gelingen. Wir und andere Executive Search Kollegen erhalten Initiativbewerbungen mit Aneinanderreihungen von teilweise mehr als 30 Adjektiven, die die Erfahrung und den Erfolg der jeweiligen Führungskraft darstellen sollen. Diese Adjektive sind austauschbar und treffen auf viele Führungskräfte zu. Wo ist der jeweilige USP? Wie soll eine solche Anhäufung von Adjektiven dazu motivieren, den Lebenslauf des Kandidaten überhaupt zu öffnen? Denken Sie an die 8 Sekunden. Halten Sie Ihr Anschreiben kurz und konzentrieren Sie sich auf Ihren USP und in maximal zwei Absätzen auf das, was Sie wirklich wollen. Und ganz wichtig: Verzichten Sie auf Floskeln. Nur dann haben Sie eine Chance, dass Ihr Lebenslauf überhaupt geöffnet wird.

CV Schwarzenegger CV James Bond

Was einen guten Lebenslauf ausmacht

  • Ein guter Lebenslauf hat maximal 4 Seiten (auch wenn Sie 25 Jahre Berufserfahrung haben). Kein Headhunter oder Personalverantwortlicher hat Zeit, mehr als 4 Seiten zu lesen.
  • Ein guter Lebenslauf beginnt auf der ersten Seite mit Ihrem „Elevator Pitch“. Dabei handelt es sich um 3-5 Zeilen oder Bullet Points, die Ihren bisherigen beruflichen Werdegang und Ihre Fähigkeiten zusammenfassen. Diese Zeilen entscheiden darüber, ob der Empfänger Ihren Lebenslauf weiter liest.
  • Bei Initiativbewerbungen sollten Sie nach dem „Elevator Pitch“ Ihre Zielposition möglichst präzise formulieren, z.B. „Führungskraft im internationalen Vertrieb im Bereich Erneuerbare Energien“.
  • Verzichten Sie auf ein Deckblatt mit Foto und Adresse (integrieren Sie dies bitte in die erste Seite Ihres Lebenslaufs, ein Foto ist nicht zwingend erforderlich).
  • Verzichten Sie auf die von einigen Büchern und Seminaranbietern propagierte Seite „Leistungen und Erfahrungsspektrum“. Diese Angaben sind redundant. Kein Headhunter liest diese Seite.
  • Jede berufliche Station sollte „Arbeitsschwerpunkte“ und „Arbeitserfolge“ enthalten. Bitte beschränken Sie sich hier auf maximal 5 relevante Arbeitsschwerpunkte und maximal 3 Arbeitserfolge.
  • Wenn Sie mehr als 7 Jahre im Beruf sind, verzichten Sie auf die Aufzählung von Praktika, Wehrdienst und Hobbys wie „Wandern“ oder „Lesen”. Als Führungskraft sollten Sie sich auf das Wesentliche konzentrieren.
  • Zweitägige Weiterbildungen oder allgemeine Kenntnisse/Fähigkeiten wie „MS Office“, „Führungskompetenz“ oder „Konfliktfähigkeit” gehören ebenfalls nicht in den Lebenslauf. Dies sind allgemeine Kenntnisse und Fähigkeiten, die von Ihnen erwartet werden.
  • Auch Vordiplomsnoten, die ausführliche Darstellung von Semesterarbeiten oder die Nennung der besuchten Grundschule gehören nicht in den Lebenslauf einer Führungskraft. Gerne können Sie Ihre Abiturnote nennen, ansonsten konzentrieren Sie sich bitte auf Ihre Studienabschlüsse.

Kurz und prägnant: Überzeugend bewerben mit journalistischen Grundsätzen

Generell gilt für Anschreiben und Lebenslauf, was der Journalist Wolf Schneider einmal so formuliert hat:

  • Hauptsachen gehören in Hauptsätze.
  • Nach zwölf Wörtern muss der Adressat alles wissen.
  • Lesen Sie Ihren Text laut vor – denn der ideale Text orientiert sich am gesprochenen Wort.
  • Adjektive sind die unnötigste Wortart.
  • Vermeiden Sie den Nominalstil.

Erfolgreich bewerben: Tipps für Führungskräfte

Ich schildere dies so ausführlich, weil sich viele Führungskräfte sehr viel Mühe mit ihrer Initiativbewerbung geben. Als Praktiker kann ich Ihnen sagen, dass die „Lösungen“ der Bewerbungsratgeber und Seminaranbieter, die auf dem Gesetz der großen Zahl beruhen, in der Regel nicht von Erfolg gekrönt sind. Es macht Ihnen nicht nur viel Arbeit, wenn Sie Ihre generalistische Initiativbewerbung breit streuen. Es macht Sie auch beliebig und suggeriert, dass Sie nicht wissen, was Sie wollen. Deshalb noch einmal mein Appell an Sie: Überlegen Sie sich zuerst, wie Ihr nächster Karriereschritt aussehen soll, formulieren Sie dies kurz und klar und gehen Sie dann gezielt auf passende Unternehmen und Personalberater zu.

Ich wünsche Ihnen viel Erfolg auf Ihrem weiteren Karriereweg.

 

Gender-Hinweis:
Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wurde im Text die männliche Form gewählt, die Angaben beziehen sich jedoch auf Angehörige aller Geschlechter.

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